Felix Mendelssohn, LOBGESANG (Symphonie Nr. 2) Hymne «Hör mein Bitten»
Abschiedskonzert Christoph Cajöri
Sinfonie... oder doch eher Kantate? Wenn ein Oratorienchor alle paar Jahre dem grossen Romantiker Felix Mendelssohn die Ehre erweist, dann steht meistens Elias oder Paulus auf dem Programm. Nicht so beim Konzertchor Pro Arte: Christoph Cajöri, der nach 14 Jahren den Taktstock an Mona Spägele weiterreichen wird, hat sich für sein Abschiedskonzert die Lobgesang-Sinfonie gewünscht. Er möchte damit - gemeinsam mit dem Konzertchor Pro Arte und dem Sinfonie Orchester Biel Solothurn - dem Berner Publikum die Gelegenheit geben, dieses Meisterwerk im einzigartigen Raum des Berner Münsters zu erleben.
Leipzig bereitet sich im Jahre 1840 auf die Vierhundertjahrfeier der Erfindung des Buchdrucks vor. Selbstverständlich darf da eine ausladende, extra für diesen Anlass komponierte Musik nicht fehlen. Der Auftrag dazu geht an den Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy, der nach langer Überlegung ein einzigartiges Werk schreibt: Eine Mischung aus Kantate und Sinfonie, den «Lobgesang». Am 25. Juni 1840 wird das Werk in der Leipziger Thomaskirche uraufgeführt und beim Publikum zu einem grandiosen Erfolg.
Allerdings war (und ist) sich das Fachpublikum bis heute nicht einig, welche konzeptionelle Form dem «Lobgesang» zu Grunde liegt. Ist es nun eine Sinfonie nach Beethoven'schem Vorbild mit einem vokalen Schlussteil? Dafür ist der Vokalteil zu grosszügig bemessen. Oder ist es eine Kantate mit einer ouverturenartigen Einleitung? Dazu ist der mehrteilige, rein instrumentale Eröffnungssatz mit fast fünfundzwanzig Minuten Dauer doch wieder allzu breit angelegt. Schwamm drüber! Auch wenn die formale Gestalt des Lobgesanges nicht klar definiert werden kann, schmälert es die Grossartigkeit des Werkes - und die Wirkung auf das Publikum - in keiner Weise.